Countrynight Gstaad 2011
Sisters Morales

Laura Bell Bundy

Dailey and Vincent

Trace Adkins

Ein Highlight der Countryszene im Berner Oberland in der Schweiz

Es ist schon erstaunlich wie viele Country-Fans dem Ruf von Marcel Bach ins verträumt gelegene Gstaad im Berner Oberland in der Schweiz folgen. Hatte er doch dieses mal zur Country Night Gstaad wieder ein Line-Up der obersten Liga gewinnen können. Tex-Mex, New Country, Bluegrass und ein alter Hase im Countrygeschäft – wenn da mal nicht für jeden etwas dabei war.

Doch beginnen wir von vorne. Die Country Night in Gstaad fand heuer das 23. Mal statt. Wie üblich gibt es am Freitag und Samstag jeweils den selben Ablauf der Künstler. Die Eröffnung am Freitag abend machten die SISTERS MORALES aus San Antonio, Texas. Die beiden Schwestern Lisa und Roberta Morales und ihre sechs Bandmitglieder machten gleich mit dem ersten Titel Stimmung im Galazelt. Mit Bandoneon, Mariachi-Trompeten, mexikanischem Rhythmus und der Power von Lisa und Roberta hielt fast niemand mehr die Füße still. Ihre mexikanische Abstammung ließ sich nicht verleugnen, ebensowenig wie die Liebe von Gitarrist David Spencer zu Carlos Santana. Wenn man die Augen schloß konnte man meinen Carlos selber spielt die Solis auf der Gitarre. Einige Jahre lebte die Morales-Familie auch in Deutschland und so kam es, daß auch ein paar Ansagen auf deutsch zu vernehmen waren. Es gab am Freitag eine bunte Mischung aus englischen und spanischen Titeln, wobei die Playliste am Samstag mehr spanische Titel enthielt, was dem Publikum sehr gefiel. Lisa Morales sagte sogar daß sie erstaunlicherweise auf spanisch viel höhere Töne singen kann. In der Show am Freitag traute sich der Akkordeonist Roberto Rodriguez sogar ins Publikum und tanzte mit den Damen in der ersten Reihe. Spätestens zur Mitte der Show hin war das Eis komplett gebrochen und es herrschte TexMex-Stimmung in Gstaad. Die Solisten an Trompete, Fiddle, Gitarre und Akkordeon gaben Vollgas und wurden nach ihren Solis mit Zwischenapplaus belohnt. Die Dynamik der gesamten Band, die Spielfreude und die perfekten Stimmharmonien rissen das Publikum zu Begeisterungsstürmen und zum Ende der Show zu standing ovations hin. Die Messlatte für die nächsten Künstler wurde hoch gesteckt. Bedauernswert ist allerdings daß Roberta die Band zumindest für Termine in USA verlassen will um sich mehr auf Soloprojekte und Kinderbücher welche sie schreibt zu konzentrieren. Nach der Show hatte man die Möglichkeit die beiden Schwestern für ein Foto oder Autogramme an ihrem Stand vor dem Zelt zu besuchen. Noch eine Tatsache die bei der Countrynight Gstaad eher unüblich ist und von den Fans sehr honoriert wurde.

Nach einer kurzen Umbaupause wehte ein frischer Wind auf der Bühne, genauer gesagt ein Wirbelwind aus Kentucky. LAURA BELL BUNDY startete mit „I’m no good“ ihre Show, gespickt mit Tanz, Witz, Charme und Feuer. Dabei überraschte sie immer wieder aufs neue mit irgendwelchen Specials. So wurden mal flugs die Stiefel gegen Steppschuhe getauscht um mit dem Schlagzeuger um die Wette zu steppen. Hier zeigte sie ihre Ausbildung und Tätigkeit am Broadway, wo sie in diversen Stücken mitwirkte. Absolut sympathisch hatte sie das Publikum sowohl Freitag als auch Samstag schnell in ihren Bann gezogen und sie über eine Stunde nicht mehr losgelassen. Mit ihren beiden Backgroundsängerinnen fegte sie nur so über die Bühne und zeigte eine powervolle Bühnenpräsenz während des ganzen Auftritts. Mit einem “9 to 5 Medley“ nahm Laura uns mit auf eine Reise durch die Musik, welche sie als Kind schon inspiriert hatte. So gab es Titel von Dolly Parton, Alabama, Shania Twain und auch ein hervorragendes „R.E.S.P.E.C.T.“ von Aretha Franklyn. Ebenso gab es Einwürfe in ihren Titeln vom Wilson Picket und den Blues Brothers da Laura ein großer Fan von Mesh-Ups ist. Laut eigener Aussage von Laura Bell Bundy ist sie eine Mischung aus Dolly Parton und James Brown. Es wurden auch einige neue Titel präsentiert – unter anderem der Song „Let’s pretend that we’re married“ - welche auf dem neuen Album sein werden – Erscheinungsdatum im nächsten Jahr, solange werden wir uns noch gedulden müssen. Auch Laura machte einen kurzen Ausflug ins Publikum und tanzte durch die vorderen Reihen. Erst nach einer Zugabe ließ das Publikum die Künstlerin unter standing ovations und tosendem Applaus von der Bühne ziehen. Es gab als Bonus noch den Klassiker „Proud Mary“ in der Version von Tina Turner zu erleben, und hierbei ging ebenfalls noch einmal die Post ab. Immerhin hat die Künstlerin erwogen öfters in die Schweiz zu kommen und eventuell hier auch eine Immobilie zu erwerben. Auch Laura Bell Bundy hatte noch Zeit nach ihrer Show vor dem Zelt für Fotos und Autogramme bereitzustehen. Sie hatte keine Scheu vor ihren Fans und posierte mit ihnen vor deren Kameras. Die Messlatte wurde erneut etwas höher gesteckt, aber es kommen ja noch zwei Acts.

Es verging etwa eine Stunde bis der dritte Act angekündigt wurde. DAILEY & VINCENT betraten die Bühne, mit dabei vier Bandmitglieder, allesamt in Anzug und Krawatte. Die Musiker standen am vorderen Bühnenrand in einer Reihe und es dauerte auch keine halbe Minute bis der Bluegrass-Funke auf das Publikum übergeschwappt ist. Jamie Dailey und Darren Vincent führten gekonnt und humorvoll durch das 60-minütige Programm. Ebenfalls ein Garant für gute Laune ist Jeff Palmer an der Mandoline. Musikalisch und gesanglich perfekt und mit seinen Späßen war er eine Bereicherung für die Band. Spätestens beim Namen Vincent sollten bei den Bluegrassfans die Glocken klingeln. Darren ist der Bruder von Bluegrass-Star Rhonda Vincent, die ebenfalls schon in Gstaad auf der Bühne stand. Im Programm waren Bluegrasstitel, Gospelsongs und auch Acapella-Stücke. Hier überraschte wohl Gitarrist Christan Davis das Publikum besonders, war er doch in der Lage tiefe Töne zu singen, die jenseits von Gut und Böse waren. Auch er bekam die Chance einen Solotitel zu singen. Freitag gab es „16 tons“ und Samstag „Long black train“ in einer unnachahmlichen Bass-Stimme zu hören. Man möchte fast schon sagen daß Christan Davis der heimliche Star der Band war. Bei der Vorstellung des Songs „Back to me“, gesungen von Jamie Dailey und nur begleitet von Darren Vincent auf der Gitarre kam Gänsehautstimmung auf und es herrschte andächtige Stille im Zelt. Das Publikum lauschte gebannt der glasklaren Stimme von Jamie und honorierte diese Leistung mit standing ovations und tosendem Beifall. Weitere Showstopper waren noch die Titel „Noah found grace in the eyes of the lord“ von den Stadtler Brothers am Samstag, und wie oben erwähnt „16 tons“ am Freitag. Auch der ewige Klassiker "Country Roads" wurde dank Dailey and Vincent keinesfalls langweilig, das Publikum bewies Sangeskünste und unterstützte die Künstler bei dem Titel. Am Samstag kam während der Show noch der US-Botschafter der Schweiz Donald Beyer und Veranstalter Marcel Bach auf die Bühne. Beide gedenkten mit den Künstlern und dem Publikum den Opfern des 11. Septembers in New York mit einer stehenden Schweigeminute. Danach gab es den Titel „Where were you (when the world stopped turning)“ von Alan Jackson, fast unplugged dargeboten von Dailey & Vincent. Abermals Gänsehautstimmung im nahezu komplett gefüllten Galazelt. Nach einer viel zu kurzen Stunde, aber nicht ohne Zugabe verließen die Künstler wieder die Bühne. Dailey & Vincent schoben erneut die Messlatte nach oben und waren bis jetzt der Abräumer der Countrynight Gstaad 2011.

Es dauerte nicht mehr lange da wurde der Headliner des Abends von Jürg Hofer angesagt. Nach dem Verlesen der Sponsoren durch Veranstalter Marcel Bach wurde die Bühne zum „Trace-Place“ und der Hauptact TRACE ADKINS erschien. Er gab mit rockigen Nummern wie "Hillbilly Bone" und "Swing" gleich die Richtung vor was die nächsten 90 Minuten zu erwarten war. Allerdings fühlte er sich am Freitag nach eigenen Aussagen etwas unwohl auf der Bühne. Es gab kaum Kontakt zum Publikum, kaum Ansagen, nur ab und zu rutschte ihm ein „Thank you“ heraus. Von einem Künstler dieser Klasse haben die Zuschauer wohl etwas mehr erwartet. Das Programm von Trace war überwiegend rockig und auch einige Titel seines neuen Albums durften nicht auf der Playliste fehlen. So gab es Titel wie "Brown Chicken, Brown Cow" und auch "Million Dollar View" zu erleben. Jedoch hatte man sich von einem Sänger mit einer solchen Bariton-Stimme gerne ein paar seiner Balladen gewünscht. Als dann der Titel „Every light in the house is on“ erklang honorierten dies die Countryfans mit tobendem Beifall. Bei „Honkytonk Badonkadonk“ ließen es sich Laura Bell Bundy und ihre beiden Sängerinnen nicht nehmen aufreizend über die Bühne zu laufen. Die Show am Samstag hingegen war etwas besser. Zwar hatte er immer noch nahezu keine Kommunikation mit dem Publikum, aber er hat an der Playliste gefeilt und einige Songs gestrichen und neue hineingenommen. Alles in allem war es eine solide Show von Trace Adkins, nur tontechnisch war an beiden Abenden das Schlagzeug und Bass sehr dominant abgemischt, so daß seine Stimme und auch die restlichen Instrumente nicht richtig zur Geltung kamen. Dabei war die Band wirklich gut, sind sie doch schon seit über 10 Jahren zusammen auf Tour und dementsprechend aufeinander eingespielt. Wenn wir nun auf die schon sehr hohe Messlatte schauen hat Trace es leider nicht geschafft darüberzukommen. Dies zeigten auch die Reaktionen im Publikum, wo sich von Beginn seiner Show nach und nach die Reihen lichteten – Freitag wie auch Samstag.

Fazit der Countrynight Gstaad 2011:
Marcel Bach hat wieder einmal eine gutes Gespür bewiesen. Er und sein Team hatten es erneut geschafft eine sehr gelungene Mischung für jeden Countryfan auf die Bühne zu stellen, auch wenn der heimliche Star des Abends ganz wer anders war.

Rainer M. Pech
für Countrymusic24.com

Weitere Fotos gibt es in unserer Bildergalerie


erstellt am 12.09.2011 von mit Rainer
 
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