The Special Consensus in Kaufbeuren
The Special Consensus in Kaufbeuren

The Special Consensus in Kaufbeuren

The Special Consensus in Kaufbeuren

Bluegrass in Perfektion

Wenn Frank Rickal eine Veranstaltung in Kaufbeuren plant, dann reisen Bluegrass- und Countryfans von nah und fern an, denn diese Konzerte bürgen von hoher musikalischer Qualität. Mittlerweile ist er mit seinen Veranstaltungen umgezogen ins Kolpinghaus Kaufbeuren und wenn er in diesem Zusammenhang sagt, er fühle, er sei hinsichtlich des Veranstaltungsortes angekommen, dann glaubt man ihm das. Gute Akustik, ein Ort zwischen Konzertsaal und Wohnzimmer und ein eifriges und rühriges Personal sorgte für ein wohliges Umfeld. Dazu nun an diesem Samstag auch eine Band, die an Musikalität schwer zu toppen ist: The Special Consensus.

Die 1975 in Chicago gegründete Formation besteht zurzeit aus Gründungsmitglied und Banjolegende Greg Cahill, Dan Eubanks am Bass, Rick Faris an der Gitarre und aus dem Mandolinenspieler Nick Dumas, dem jüngsten Mitglied der Gruppe.

Erst am Morgen waren die Vier in München gelandet, mit im Gepäck ihre aktuelle CD „Long I Ride“ und zwei Grammy-Nominierungen für 2017.

Nach der Begrüßung durch den Veranstalter Frank Rickal legen die Musiker aus den Staaten los mit dem ersten Titel („Say You´ll Stay In My Arms“) ihres über zweistündigen Konzerts. Sofort ist man begeistert von dem großartigen Harmoniegesang, der trotz Jetlag unglaublichen Spielfreude und der Virtuosität der einzelnen Bandmitglieder, deren Solodarbietungen von Anfang an immer wieder zu Zwischenapplaus Anlass geben. Im folgenden Song „Carolina Smoky Mountain Home“ glänzt dann Rick Faris im Leadgesang. Auch das ist etwas, was an dieser Band fasziniert, denn jedes einzelne Mitglied ist für sich genommen ein hervorragender Solokünstler, der sich aber dennoch der Gruppe unterordnet und sich in ihr einfügt. Vielleicht eine der Erklärungen für diese musikalische Harmonie. Eine andere Erklärung ist die Bodenständigkeit der einzelnen Musiker trotz des großen Erfolgs. Und das macht die Vier unglaublich sympathisch. Da ist kein großer Management-Apparat dabei, die Musiker verkaufen in den Pausen ihre CDs und Merchandising-Produkte noch selbst und suchen das Gespräch mit den Fans. Musiker, die sich freuen, wenn man ihnen gegenüber seine Begeisterung für ihre Musik ausdrückt. Es ist diese Form des Understatements, weshalb der Funke sofort auf das Publikum überspringt. Und es ist auch dieser typische amerikanische Humor, den die Vier mitbringen. Opfer der jüngeren Mitglieder ist Gründungsmitglied Greg Cahill, wenn Rick Faris zum Beispiel behauptet, dass der erste Gig der Band bei der Eröffnung von Stonehenge stattgefunden habe, worauf Greg antwortet, dass in der Band gerade eine Stelle als Gitarrenspieler freigeworden sei und man sich da ab sofort bewerben könne.
Bei der Vorstellung der Band wird jeder Musiker besonders ins Licht gerückt und man kann unter anderem auch erfahren, dass Rick Faris seine Gitarren selbst baut, Dan Eubanks in Nashville lebt und hin und wieder auch in der US-Musikerserie „Nashville“ zu sehen ist, Nick aus dem US-Bundesstaat Washington stammt und zum ersten Mal in Europa ist. Dazu stellen sich die Musiker stimmlich und instrumental durch diverse Songs vor. Am Ende stellt Rick auch den „Old Guy“ Greg vor, der jahrelang Präsident der internationalen Bluegrass Music Association (IBMA) gewesen ist. In dem Instrumentalstück „Blue Skies“ gibt dieser sein Können durch ein Solo an seinem Banjo zum Besten.
Dass die vier Musiker nicht nur an ihren Instrumenten überzeugen können, beweist der anschließende Gospel „Jesus Is My Rock“, den Special Consensus a capella vortragen.

Der Titel „First One To Know“ vom aktuellen Album ist einfach nur Musik zum Genießen. Zwischendrin dann auch immer wieder ein Titel aus ihrem John Denver-Tribute-Album, wie z. B. „Thank God I´m A Country Boy“, aus dem sie ein Instrumentalstück gezaubert haben.

Special Consensus bedanken sich bei Herbert Schildhammer, der am Mischpult wie immer für den perfekten Sound sorgt, und auch beim Veranstalter Frank Rickal für die gute Organisation. Mit einem weiteren Song verabschieden sich Special Consensus in die Pause.

Das zweite Set beginnt mit dem Titelsong des aktuellen Albums „Long I Ride“ aus der Feder ihres ehemaligen Bandmitglieds Robbie Fulks. Bluegrass ist Musik aus dem Leben gegriffen, wie die Musiker vorab im Interview erklärten. Davon zeugt ein weiterer Song, „Life Stories“, aus ihrem neuen Album.
Für ein Ehepaar im Publikum, das seinen Hochzeitstag feiert, bringt die Band spontan ein akustisches Ständchen. Das würde eine Rockband nicht so leicht hinbekommen. Special Consensus können aus einem großen Songrepertoire schöpfen, wie z. B. „I Cried Myself Awake“, ein Song von Chris Jones & The Night Drivers.

Das Konzert in Kaufbeuren bildet den Auftakt zu einer 14tägigen Tour durch ganz Europa. Dabei werden, so Greg, sie auch immer wieder zu Songs inspiriert. Während einer Tournee durch Irland entstand das Intrumentalstück „Danny´s Dance“. Vorher muss Greg Cahill aber auch noch einen Witz über Banjospieler über sich ergehen lassen. Rick erzählt, dass man neulich Gregs Auto aufgebrochen habe. Man hätte aber dessen Banjo, das auf dem Rücksitz lag, nicht gestohlen, sondern ein zweites Banjo dazugelegt.

Es folgt mit „Land Up In The Air“ ein weiterer a capella vorgetragener Titel, der von Ricks Bruder Eddie Faris geschrieben wurde, und vom John Denver-Tribute-Album wunderbare Bluegrass-Versionen von „Take Me Home, Country Roads“ und „Matthew“. Spontan werden auch Zuschauerwünsche erfüllt.
Special Consensus zeigen ein breites Bluegrass-Spektrum, unter anderem zum Abschluss ihres Konzerts auch aus dem 2012 erschienenen Grammy nominierten Album „Scratch Gravel Road“. Natürlich fordert das Publikum nach dem energiegeladenen Titelsong des Albums noch Zugaben ein.
Am Ende ist man dann aber doch überrascht, wie schnell die Zeit verging. Es war ein denkwürdiges Konzert, das noch lange anhalten wird und schwer sein wird zu toppen. Man erwartet hier auch bereits die Rückkehr der Band zur nächsten Tournee.


Andreas Hilgart 
für Countrymusic24.com


erstellt am 01.11.2016 von mit Andy
 
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