Countrynight Gstaad 2012
TinkaBelle

Los Pacaminos

Craig Campbell

Martina McBride

Einmal im Jahr wird ein kleiner Ort im Berner Oberland in der Schweiz zum heimlichen Mekka der Countryfans. Viele kennen die Countrynight Gstaad schon seit Jahren und folgen immer wieder dem Ruf von Marcel Bach und seinem Organisationskomitee. Wieder einmal wurden die Fans nicht enttäuscht. Es gab eine facettenreiche Countrynight, die nahezu keine Wünsche offen ließ.

TinkaBelle: jung, frech, charmant

Den Eröffnungsact der Countrynight Gstaad hat dieses Jahr wieder eine Schweizer Band bestritten. TinkaBelle sind die ausgebildete Musikstudentin Tanja Bachmann und ihre 6-köpfige Band, allesamt Schweizer und Multi-Instrumentalisten. So kamen wir in den Genuss gleich zu Beginn neben den klassischen Instrumenten mit Klängen von Fiddle, Banjo und Dobro verwöhnt zu werden. Tanja selber nennt die Musiker daher liebevoll „Wollmilchsäue“ und das haben sie auch eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Seit 2008 gibt es diese sympathische Band in dieser Formation. TinkaBelle, die auch schon mit Seal gesungen hat, präsentierte eigene Songs, aber auch das ein oder andere Cover wurde geschickt ins Programm gepackt. Die eigenen Titel werden hauptsächlich von Tanja und ihrem Gitarristen Reza geschrieben und dann mit der überwiegend jungen Band ausgearbeitet. Schon nach den ersten Takten überzeugte TinkaBelle mit Bühnenpräsenz und Energie und es dauerte auch nicht lange bis dieser Funken auch auf das Publikum übersprang. Als musikalisches Intermezzo gab es unter anderem eine kleine Banjo-Version des Titels „Thunderstruck“ von ACDC oder ein kurzer Einwurf von „Standing outside the fire“. Während einer Barstool-Session erzählte Tanja von ihrer Liebe zu Irland. Hier wurden unter anderem Aufnahmen für ihr neues Album „On my way“ gemacht, welches pünktlich zur Countrynight Gstaad erschien. Weiterhin gab es dort die Inspiration und Vorlage ihres neuen Titels „Ireland“ welcher rein akustisch dargebracht wurde. Gegen Ende des Auftrittes gab es noch ihren Erfolgstitel „The man I need“ aus dem Album „Highway“. Für beides – Titel und Album – hat es mittlerweile Gold gegeben, und das Album hielt sich ganze 37 Wochen in den Schweizer Charts. Standing Ovations, tosender Beifall, Switzerland – 12 Points! Als Zugabe gab es noch den Titel „Where you belong“ bei dessen Ende die gesamte Band mit Marschtrommel, Trompete und Gitarre von der Bühne, und durch das Publikum nach draußen marschierte. Dort hatte man die Möglichkeit zu Autogrammen und Fotos mit der Band.

Los Pacaminos: Party, Stimmung, Harmonie

Kurze Umbaupause, Moderator Jürg Hofer kündigte den zweiten Act des Abends an. Es handelt sich um die Tex-Mex-Band „Los Pacaminos“ mit Paul Young. Ja, es ist dieser Paul Young der schon in den 80er Jahren ganz andere Musik machte, unter anderem den Hit „Love of the common people“. Im Jahre 1992 verließ er sein damaliges Plattenlabel und für ihn war klar – wenn er noch einmal auf die Bühne geht dann nur mit einer Tex-Mex-Formation. 2002 kam dann das erste Album auf dem Markt bei dem Paul Young als Songschreiber und Produzent mitwirkte. Mittlerweile gibt es die Los Pacaminos schon seit 20 Jahren. Die sieben Musiker betraten die Bühne und schon ging die Party mit dem Titel „Highway Patrol“ los. Mit drei Frontsängern und zwei weiteren Backgroundstimmen gab es Satzgesang vom Feinsten. Auch die „Pac‘s“ brauchten nicht lange und das Galazelt im Berner Oberland stand Kopf. Bekannte Nummern wie „A little bit is better than nada“ und auch die Nummer „Smoke that cigarette“ lösten beim Publikum Beifallsstürme aus. Beim Titel „Poor Boys“ zeigten Paul, Jamie und Drew alle Stimmregister. Normalerweise gehört in eine Tex-Mex-Formation ein Akkordeon. Wegen einer kurz zuvor durchgeführten Schulteroperation saß Matt Irving daher an einem Keyboard, was dem Sound der Band aber keinen Abbruch tat. Sie wussten das Publikum zu entertainen und hatten sichtlich Spaß auf der Bühne. Mit der Ballade „Belle“ ging es langsam auf das Ende ihrer Setliste zu. Als Zugabe zündeten sie mit dem Titel „La Bamba“ noch eine weitere Partyrakete. Auch wenn nicht alles reiner Tex-Mex war – das Publikum dankte es den „Los Pacaminos“ mit Standing Ovations als sie die Bühne verließen und ebenfalls draußen für Fotos und Autogramme zur Verfügung zu stehen.

Craig Campbell: vielseitig, aufstrebend, stiltreu

Nach einer etwas längeren Pause stand ein relativ neuer Künstler aus Georgia mit seiner Band auf der Bühne. Craig Campbell startete mit „Party for a living“ in sein Set, gefolgt von “When I get it”. Ein rundherum solides Countryprogramm welches sehr stiltreu war und teils von Craig selber geschrieben wurde. Viele Titel waren aus seinem Debutalbum entnommen. Auch sein nagelneuer Titel „Outta my head“ vom kommenden Album fand beim Publikum guten Anklang. In einem kleinen Cover-Medley präsentiere er Songs von Künstlern, die ihn persönlich beeinflusst haben und mit denen er aufgewachsen ist. So gab es einen Zusammenschnitt von Restless Heart, Clint Black, Brooks & Dunn, Travis Tritt und natürlich Alabama. Gegen Hälfte seiner Show wechselte er von der Gitarre zum Klavier und erzählte von seiner Zeit, als er für Tracy Byrd und auch Luke Bryan Klavier gespielt hatte. Craig selber hat zwei Töchter für die er die nun folgende Ballade „When she grows up“ geschrieben und gewidmet hat. Diese gefühlvolle Ballade honorierte das Publikum mit Standing Ovations. In der Show am Samstag gab es den Titel „You probably ain’t“ zu hören. In der Setliste vom Freitag fehlte dieser Song. Craig erklärte auch dass er diesen Song auf vielfachen Wunsch in die Samstagsliste mit aufgenommen hat. Ein Motto seiner Show lautet: Keine Show ohne einen Song von Merle Haggard. Daher wurden die Besucher noch mit „Stay here and drink“ verwöhnt. Das Programm von Craig Campbell kann man durchwegs als solide Countrymusik bezeichnen. Viele Newcomer sind meist etwas poplastig angehaucht – seine Musik ist bodenständig und mit klassischen Instrumenten wie Fiddle, Pedal Steel und Banjo ausgestattet. Natürlich durfte auch diese Show nicht ohne Zugabe enden. Craig hatte hierfür noch „Papa loved Mama“ von Garth Brooks und „Heartland“ von George Strait parat. Auch er wurde vom Publikum mit stehenden Ovationen von der Bühne verabschiedet.

Martina McBride: natürlich, wunderbar, grandios

Nun dauerte es nur noch einen kurzen Moment und nach den Dankesworten des Veranstalters Marcel Bach wurde die mehrfache Award-Gewinnerin und Grammypreisträgerin Martina McBride angekündigt. Mit „Wild Angels“ begann die Setliste des Headliners der Countrynight Gstaad. Auf dem Programm standen über 20 Titel aus ihrer fast 20jährigen Karriere, ein Querschnitt durch alle Alben und Epochen. Die Musikalität wurde der in Kansas geborenen Künstlerin wohl schon in die Wiege gelegt. Sang sie doch bei ihrem Vater in der Band mit und spielte dort auch noch Keyboard. Ihren Bruder Marty hat sie sogar noch in ihrer Band stets dabei. Auf der Setliste waren sowohl Hits wie „Blessed“, „Broken Umbrella“ und „Teenage Daughters“. Letzteren hat sie, nachdem sie ihn geschrieben hatte, erst einmal ihrer Tochter vorgesungen. Diese hat den Titel für gut befunden und ihm somit grünes Licht für das Album gegeben. Ebenfalls auf der Liste waren Coversongs wie „Help me make it through the night“ und ihrer eigene Version von „Rose Garden“ bei der auch die Stimme von Carolyn Dawn Johnson als Backgroundsängerin zur Geltung kam. Martina McBride hat noch erwähnt, dass sie sehr gerne einmal ein Duett mit Charles Kelley von Lady Antebellum aufnehmen würde. Einer der Showstopper war wohl Martinas Acoustic-Version von „Somewhere over the rainbow“ bei dem sie im Vorfeld von dem Film „Der Zauberer von Oz“ erzählte, indem dieser wunderbare Titel von Judy Garland gesungen wurde. Bis zum letzten Ton verharrte das anwesende Publikum um dann in langanhaltenden und stehenden Applaus auszubrechen – wohl nicht zum letzten Mal an diesem Abend. Allerdings kamen nur die Besucher des Freitagskonzertes in diesen Genuss, in der Samstagsshow stand dieser Titel nicht mehr auf der Setliste. Ebenfalls wurden nur am Freitag die drei Töchter von Martina McBride auf der Bühne vorgestellt. Mit „A Broken Wing“ gab es einen weiteren Showstopper, am Freitag wie auch am Samstag. Gänsehaut pur im Berner Oberland. Die Setliste am Samstag beinhaltete noch Titel wie „I love you“ und eher moderner Nummern der sympathischen Künstlerin. Nach viel zu kurzen zwei Stunden hieß es auch für Martina und Ihre 7köpfige Band leider schon wieder Abschied nehmen – aber auch nicht ohne Zugabe. Am Freitag wurden die Zuschauer mit „Don’t stop believin“ von Journey und am Samstag mit „Sweet Dreams“ von den Eurythmics nach Hause begleitet.

Fazit der Countrynight Gstaad 2012:

Den Veranstaltern ist es wieder einmal gelungen eine Countrynight auf die Beine zu stellen die viele Facetten der Countrymusik beinhaltete. Von klassischem Country, Tex-Mex, ein wenig Western Swing bis hin zur modern Country war nahezu alles vertreten. Erwähnenswert ist auch die Tatsache, dass an beiden Konzerttagen kristallklarer Sound im Galazelt herrschte. Marcel Bach und seine vielen Helfer haben erneut beste Arbeit geleistet. Nächstes Jahr feiert die Countrynight Gstaad ihr 25-jähriges Jubiläum. Man darf auf das LineUp gespannt sein.


erstellt am 23.09.2012 von mit Rainer
 
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